Planspiel zum digitalen Reifegrad – Vorteile von Digitalisierung und Digitalität konkret erleben
Beschreibung

BSZ für Technik und Wirtschaft „Julius Weisbach“
Mit dem Projekt SNgoes.digital werden Berufsschullehrkräfte und betriebliche Ausbilder praxisnah für die Themen Industrie 4.0 und digitale Fertigung qualifiziert. Ein spielerischer Einstieg mit einem Produktionsplanspiel macht digitale Transformation verständlich und eröffnet Lernenden wie Lehrenden neue Perspektiven. Neben Themen wie digitale Vernetzung, künstliche Intelligenz spielen CAD (Software zur 3D-Modellierung) und Robotik eine große Rolle und unterstützen zukünftig leistungsstarke Auszubildende darin, die neu geschaffene Zusatzqualifikation „Digitale Fertigung“ neben ihrer Berufsausbildung zu erreichen.
Inhalte und Gestaltung
Als Einführung in die Welt der Digitalisierung startet die Lehrkräfte-Fortbildung analog mit einem Brettspiel – entwickelt vom Institut für Wirtschaft und Technik (IWT GmbH). Hierbei geht es um die Organisation einer Produktionsanlage für die Fertigung von Bluetooth-Lautsprechern, die durch verschiedenfarbige Fronten bei der Bestellung individualisiert werden können.
Im Laufe des Spiels bilden sich durch das gegebene Setting und durch aus realen Prozessen entnommene Ereigniskarten Engstellen und Probleme der aktuellen Produktionsorganisation heraus. Die Auffälligkeiten der einzelnen Produktionsstationen sowie die auftretenden Ereignisse werden im nächsten Schritt analysiert und entsprechend eines digitalen Reifegradmodells einsortiert und ggf. optimiert, um im Verlauf eines digitalen Transformationsprozesses einen höheren digitalen Reifegrad und damit eine gesteigerte Robustheit und Flexibilität der betrachteten Prozesse durch Digitalisierung zu erreichen.
Infobox: Ein digitales Reifegradmodell beschreibt, wie weit ein Unternehmen in seiner digitalen Transformation entwickelt ist – von ersten digitalen Ansätzen bis hin zu vollständig vernetzten und datengetriebenen Geschäftsprozessen. Es dient als Analyse- und Orientierungsinstrument, um Stärken, Lücken und nächste Entwicklungsschritte in der Digitalisierung der Wirtschaft sichtbar zu machen. Viele Reifegradmodelle nutzen ähnliche Logiken, z. B. eine Abfolge von „anfänglich – etabliert – integriert – optimiert – führend“. |
Diese Verbesserungen gehen - neben einer geänderten Produktionsstruktur - in eine neue Spielrunde mit „digital optimierter“ Produktion ein. Je nach digitalem Reifegrad treten nun bestimmte Ereignisse (Ereigniskarten) nur noch selten (abhängig vom Würfelwurf) oder gar nicht ein, da sie durch die Digitalisierung faktisch ausgeschlossen sind. Die Bewertung der beiden Spielproduktionen werden mithilfe einer digitalen Prozessdatenerfassung (Tabellenkalkulation), die die Produktionskapazitäten der einzelnen Produktionsschritte (Augenzahl) und Bestände (LEGO-Steine) berücksichtigt.

Dieser Ansatz wurde nun am BSZ für Technik und Wirtschaft im Rahmen des Ergänzungsunterrichtes für Berufsschüler (Mechatroniker/in, 2. Ausbildungsjahr) aufbereitet und mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Dabei ist neben Konzentration auch Teamfähigkeit gefragt, um Ereignisse, Produktionsplan und -ablauf sowie die korrekte Auslieferungsreihenfolge und Prozessdatenerfassung im Blick zu haben.
Die Optimierung der Produktion erfolgt auch in diesem Fall mit einem einfachen digitalen Reifegradmodell.
Zusätzlich zu den Optimierungen der Schülerinnen und Schüler unterstützt bei der zweiten Runde des Spiels auch eine einfach browserbasierte „App“ auf einem Schülerhandy dabei, die korrekte Produktionsabläufe und Versandreihenfolge einzuhalten. Hierbei handelt es sich eigentlich nur um eine digitale Schritt-für-Schritt-Anleitung, die nach Abschluss einer Spielrunde wieder an den Anfang zurückspringt. Hier ist auch eine Umsetzung durch Schülerinnen und Schüler möglich. Diese können bei einem Ausflug in die Welt der Tabellenkalkulation auch die Auswertung der gesammelten Prozessdaten selbst umsetzen.
Fazit
Ganz im Sinne der Lehr- und Lernkultur in einer Kultur der Digitalität verbindet das Projekt auf spielerische Weise analoge und digitale Lernformen und fördert die Kreativität, die Teamarbeit sowie die kritische Reflexion ganzheitlicher beruflicher Handlungen. Neben Selbstlern- und Problemlösekompetenzen in realitätsnahen Szenarien werden durch das gemeinsame Training von schulischen und betrieblichen Akteuren neue Formen der Kooperation gestärkt und somit die Partizipation im Lernprozess ermöglicht.
Das Prinzip des digitalen Reifegradmodells lässt sich auch auf schulinterne Prozesse anwenden, um nach einem Warm-Up mit dem Produktionsplanspiel Potentiale für eine digitale Transformation zu identifizieren und zu starten.